Thomas Mann zurück in Tölz

Dass die Manns von 1908 bis 1917 die Sommermonate und manchmal auch den Winter in Tölz verbrachten, war weitgehend in Vergessenheit geraten. Dabei war das "Herrensitzchen", wie Thomas Mann seine Villa bezeichnet, das erste eigene Haus der Familie, auf das alle sehr stolz waren.

Johanna Zantl setzte sich intensiv dafür ein, den "vergessenen" Thomas Mann und seine Familie in das Gedächtnis der Tölzer zurückzurufen und die Erinnerung an sie zu bewahren. Grund dafür war nicht nur ihre persönliche Begeisterung für seine Literatur, sondern auch die Tatsache, dass die Mannschen Kinder Erika, Klaus und Golo mit den Kindern vom "Zwickerhof" gespielt haben, dem Hof von Johanna Zantls Großeltern. Und dass sowohl Erika wie auch Klaus in ihren Erinnerungen von der so schönen, unbeschwerten und erinnernswerten Zeit im Tölzer Land geradezu schwärmen.

Johanna Zantls Engagement führte schließlich zu einigen bemerkenswerten und ausschließlich der Familie Mann gewidmeten Veranstaltungen.

Das erste große und groß gefeierte Ereignis mit etwas 500 Zuhörern fand 1997 im Park des "Herrensitzchens" statt. Wolf Euba las aus den "Buddenbrooks", und den Gästen wurden Mannsche Gerichte geboten, zusammengestellt aus den Rezepten der Kochbücher der Familie.

Im Juni 1999 wurde von Barbara Kolb und Johanna Zantl eine Klaus-Mann-Matinée im Park des Landhauses organisiert. Mathieu Carrière, der eine starke Affinität zu Klaus Mann hat, las dessen Texte, musikalisch begleitet von Christian Haller auf dem Saxophon.

Im Oktober 1999 war die jüngste Tochter Thomas Manns zu Besuch in der Buchhandlung Winzerer: Elisabeth Mann-Borgese stellte während einer Signierstunde ihr neues Buch "Mit den Meeren leben" vor.

Ein kulinarisch-musikalisch-literarisches Vergnügen wurde am 19. Mai 2001 geboten. Das Thema: "Die Familie Mann in Tölz". Albert von Schirnding sprach über Leben und Schreiben der Familie Mann. Stefan Orlac las Texte von Katja, Erika und Klaus Mann. Und der Gasthof Zantl offerierte wieder Lieblingsgerichte der Manns. Vitalija Jonušiené, Direktorin des Mann-Zentrums in Litauen, erzählt von den Manns und ihren Aufenthalten in Nidden, auf der Kurischen Nehrung.

Im Jahr 2002 erinnerte ein Freundeskreis der Familie Mann an Elisabeth Mann-Borgese. Kerstin Holzer las aus ihrer Biografie: "Elisabeth Mann Borgese - ein Lebensportrait".

Aus Anlass des hundertsten Geburtstags von Erika (geboren am 9.11.1905) und Klaus (geboren am 18.11.1906) wurden im November 2006 am Klammerweiher für Thomas, Katia, Erika, Klaus, Golo und Monika Bäume gepflanzt (die jüngeren Geschwister Elisabeth und Michael wurden erst nach der Tölzer Zeit geboren).

An dieser Gemeinschaftsaktion beteiligten sich viele Tölzer Bürger. Jeder konnte etwas dazu beitragen. Für Thomas Mann wurde ein Bergahorn gepflanzt, für Katia eine Winterbirne, eine Linde für Erika, ein Walnussbaum für Klaus, zur Erinnerung an Golo setzte man eine Eiche und für Monika eine Wildkirsche.

Daniel Lang hat sich speziell mit dem Leben der Manns in Bad Tölz beschäftigt. Das Ergebnis seiner Recherchen ist das Buch "Nicht auf der Rasenkante gehen", das 2007 erschien und das er im Rahmen einer Winzerer-Veranstaltung vorstellte.

Zu den späteren Veranstaltungen in dieser Folge gehörte die Lesung von Frido Mann 2008. Er war der Lieblingsenkel von Thomas Mann, wie dessen Tagebuch in vielen begeisterten Einträgen bezeugt. Frido stellte sein neues Buch "Achterbahn" vor, beantwortete Fragen und signierte seine Bücher.

2017 ist eine Neuauflage des Buches "Nicht auf der Rasenkante gehen" erschienen , die zum Auftakt des Thomas-Mann-Jahres in Bad Tölz im neuen Kleid präsentiert wurde. Ergänzt und erweitert bietet diese Ausgabe eine noch umfangreichere Dokumentation von Geschichte und Wirken des Hauses und seiner Bewohner.

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